Ein Netzwerk für Ehe und Familie

Mit der Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie!“ eröffnen die Bischöfe Familien und ihren Fürsprechern eine neue Plattform.

Die Lage ist dramatisch

Der Stellenwert von Ehe und Familie in den westlichen Industriegesellschaften hat sich in den vergangenen Jahrzehnten scheinbar unaufhaltsam verändert. Zwar wünscht sich noch immer die Mehrheit der jüngeren Menschen ein Leben in Ehe und Familie; mit der Realisierung dieses Lebensmodells sieht es jedoch eher düster aus. Immer mehr Ehescheidungen, immer weniger staatliche und kirchliche Trauungen und der massive Geburtenrückgang belegen den Trend, der mittlerweile auch in seiner demographischen Bedeutung nicht ernst genug eingeschätzt werden kann.

Ermutigung und Wertschätzung

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung Inhalt und Zielsetzung ihrer Initiative „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie“ dargelegt. Angesichts der fundamentalen Bedeutung des Lebens in Ehe und Familie für Kirche und Gesellschaft wollen die Bischöfe deutlich machen: Die Gesellschaft hat nur dann eine humane Zukunft, wenn Ehe und Familie in der Prioritätenliste von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft wieder den obersten Rang einnehmen und sich die Rahmenbedingungen dafür nachhaltig verbessern. Dazu gehört auch, dem Umstand Rechung zu tragen, dass Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen (Art. 6 GG). Die Ehe ist die bestmögliche Grundlage für eine dauerhafte Achtung und Sorge der Partner füreinander und ein Leben mit Kindern.
So richtet die Initiative, die insgesamt auf drei Jahre angelegt ist, das Augenmerk zunächst besonders auf die elementare Bedeutung partnerschaftlich gelebter Ehe und die Bedeutung der Familie für das Wachsen und Entfalten des Einzelnen. Sie unterstreicht den Wert gelebter Beziehungen in Familien, des solidarischen Miteinanders der Generationen, stellt die Frage nach den ökonomischen Rahmenbedingungen für ein Leben mit Kindern, hebt die Bedeutung von Bildung und Erziehung hervor und betont die Berufung der Familien als Orte gelebten Glaubens. Der Blick richtet sich dabei nicht allein auf die Verwirklichung des kirchlichen Leitbildes von einem Leben in Ehe und Familie, sondern auch auf die Lebensentwürfe, die von Brüchen, von Trennung  und Scheidung betroffen sind.

Der Träger ist auch Adressat

Genauso wichtig ist den Bischöfen noch ein anderes Anliegen: Sie wollen mit der Initiative dazu ermutigen, sich auf lokaler und regionaler Ebene, in der Kommune und Kirchengemeinde, in der Diözese, auf Landes- oder Bundesebene mit all denen zu vernetzen, die sich mit ihrem je eigenen Profil, mit ihrem Selbstverständnis und Auftrag für Ehe und Familie einsetzen: Ehevorbereitung und Eheberatung, Ehebegleitung und Erziehungsberatung, Familienpolitik- und -pastoral, Alleinerziehendenarbeit und Kindergartenpastoral, Familienbildung und Caritas – in allen Bereichen engagieren sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Gelingen von Ehe und Familie, konkretisieren sich Konzilsdokumente und Hirtenworte im Handeln, realisiert sich pastoral-diakonische Zuwendung von Kirche in ihren pfarrlichen und verbandlichen Strukturen. Spätestens hier wird deutlich: Die Kirche ist nicht nur Träger der Initiative, sondern selbst auch Adressat. Trotz der zunehmenden Anzahl von Scheidungen, des Rückgangs von kirchlichen Trauungen oder des anscheinend kaum mehr vorhandenen Willens von Eltern, ihre Kinder in die Kirche hinein zu erziehen, gilt: „Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie.“ In Zeiten zurückgehender personeller und finanzieller Ressourcen bringen die Bischöfe damit auch den Entscheidungsträgern auf allen pastoralen Ebenen, in allen Einrichtungen die überaus hohe Bedeutung von Ehe und Familie für die Kirche in Erinnerung. Die Initiative ist damit ebenso für die Ehepaare und Familien selbst eine große Ermutigung und Wertschätzung wie für diejenigen, die sich für Ehe und Familien engagieren.

Und in dem Maße, wie Multiplikatoren, Gruppen und Initiativen den Impuls der Bischöfe aufnehmen, sich zu eigen machen und unterstützen, profilieren sie auch ihr Engagement. Denn eine größere Öffentlichkeit zu erreichen, ist meist nur im Netzwerk mit anderen möglich. Je stärker sich die Kirche als Ganze als kompetente Partnerin von Ehe und Familie zeigt und profiliert, umso unterstützender wird sich das auch auf die verschiedenen Arbeitsbereiche und die einzelnen Projekte auswirken.

So sind alle eingeladen zusammenzuwirken, damit Ehe und Familie Zukunft haben und Zukunft gewähren – in und für Kirche und Gesellschaft.

Manfred Entrich