… was zusammengehört

Zusammenbringen, was zusammengehört: Das ist die Kunst bei der Geburt eines Familienkreises. Oder genauer: beim ersten Treffen der interessierten Familien.

Klar ist bis dahin nur eins: Alle sind willkommen! Mit und ohne Partner(in), mit und ohne Bindung an die Gemeinde… Alles andere ist noch offen: Ob im Familienkreis mehr mit den Kindern laufen soll oder mehr für die Eltern/Eheleute unter sich, ob es dabei eher um anspruchsvolle Themen gehen wird oder lockere Unterhaltung angesagt ist, ob die Beteiligten viel gemeinsam unternehmen wollen oder eher eine Atempause im hektischen (Familien-)Alltag suchen… Und nicht zuletzt: Ob die versammelten Familien überhaupt „miteinander können“. Manche sind vielleicht mit gewissen Vorbehalten und Befürchtungen zu diesem Treffen gekommen und ganz sicher alle mit bestimmten Erwartungen, Hoffnungen, Bedürfnissen. Gut, wenn alle diese legitimen Mitbringsel ohne Scheu und unverkrampft mitteilen und fair miteinander klären können. Ganz wichtig ist deshalb eine gemütliche Atmosphäre mit Getränken, Knabbereien, Kerzen und einer lockeren Sitzordnung.

Für die Tagesordnung dieses ersten Treffens bieten sich drei Punkte an:

1. Kennenlernen

Zuallererst geht es ums Kennenlernen. Schließlich will man ja wissen, mit wem man es jetzt und später zu tun hat.
Ein paar Spielchen helfen dabei, die Spannung zu lösen: 

  • Vernetzung
    Die Familien sitzen im Stuhlkreis. Wer auch immer zu diesem Treffen eingeladen hat: Sie oder er begrüßt die anderen kurz (!), stellt sich selbst vor (Name, Alter, Wohnort, Zahl der Kinder, Hobbys, Erwartungen) und wirft dann ein Wollknäuel jemandem im Kreis zu, behält aber das Ende des Fadens in der Hand. Und so weiter: Wer das Wollknäuel auffängt, stellt sich ihrerseits/ seinerseits vor und lässt es dann weiterwandern, bis alle sich vorgestellt haben. Für alle sichtbar ist damit das erste Netz geknüpft…
  • Familienbilder
    Ein bisschen anspruchsvoller: Die Familien stellen sich auf möglichst lockere Art und Weise den anderen vor: zum Beispiel mit Interviews über die Vorlieben, Qualitäten und „Macken“ der einzelnen Familienmitglieder.
  • Wappen
    Auf dem Boden liegen etliche Gegenstände aus dem Alltagsleben von Familien: Wecker, Schlüssel, Werkzeuge, Küchengeräte, Fußball, Zeitungen, eine PC-Maus, Bücher… Jede Familie sucht sich bis zu drei Gegenstände aus, die sie als Familie in ein Familienwappen aufnehmen würde, und erklärt, warum diese Symbole in ihrer augenblicklichen Situation besonders zu ihr passen. Oder: Jedes Familienmitglied sucht sich das Symbol aus, das seine Rolle in der Familie am besten beschreibt.
  • Familienporträt
    Auf einem großen Plakat(karton) schreibt jede Familie ihren Namen von oben nach unten und stellt möglichst witzig die Eigenschaften dar. Zum Beispiel:
    Mitteilungsbedürftig
    E ifrig
    I rre
    E rbost
    R asant

2. Erwartungen klären

Jetzt geht es ans „Eingemachte“: Was erwartet wer im Familienkreis? Gar nicht so einfach, die eigenen Erwartungen und die einer Familie vor „versammelter Mannschaft“ zur Sprache zu bringen und anschließend mit anderen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Auch dabei können ein paar Spiele helfen.

  • Hitparade
    Im Raum sind verschiedene Plakate vorbereitet, auf denen jeweils eine mögliche Erwartung genannt ist: Unternehmungen mit Kindern, gegenseitige Hilfe im Alltag, Austausch über Erziehungsfragen, Gespräche über „Gott und die Welt“, …; je nach den Erwartungen, die die Familien in der Vorstellungsrunde nannten, können weitere Plakate dazukommen. Jede Familie erhält sechs farbige Klebepunkte und klebt sie, ihren Erwartungen entsprechend, auf die jeweiligen Plakate. Dabei können auch mehrere Punkte auf ein Plakat verteilt werden. Dadurch schälen sich sehr anschaulich die Favoriten heraus.
  • Graffiti
    Im Raum hängen Plakate mit Reizsätzen wie
    Der Familienkreis entspricht meinen Erwartungen, wenn…
    Der Familienkreis würde mir nichts bringen, wenn…
    Ich möchte im Familienkreis liebend gern…
    Ich hoffe, wir werden im Familienkreis auf keinen Fall…
    Die Familien ergänzen diese Aussagen durch ihre individuellen Wünsche, die anschließend vorgelesen und ausgewertet werden.
  • Schreibwerkstatt
    Auf dem Tisch wird die Rückseite einer Tapetenrolle mit der Aufschrift „Familienkreis“ ausgebreitet. Alle erhalten Filzstifte und schreiben ganz spontan ihre Assoziationen, Empfindungen, Hoffnungen und Befürchtungen dazu. Leise Hintergrundmusik sorgt dabei für die notwendige Ruhe. Beim anschließenden Austausch können einzelne Notizen erläutert, angefragt und kommentiert werden.

3. Spielregeln vereinbaren

Bei der Auswertung der Erwartungen kristallisieren sich wahrscheinlich Schwerpunkte heraus, in denen mehrere Familien übereinstimmen, die also als Basis für die Gründung eines Familienkreises dienen könnten. (Je nach Anzahl der versammelten Familien könnten sich so aus einem Treffen sogar mehr als ein Familienkreis zusammenfinden!) Diese Familien könnten dann versuchen, ein paar vorläufige Spielregeln für ihre Treffen zu vereinbaren. (Oder sie verabreden dazu noch einmal ein gesondertes erstes Treffen „unter uns“.) Denn: Auch wenn es in Familienkreisen möglichst locker und „formlos“ zugehen soll – ein paar ungeschriebene Gesetze gehören dazu.
Als da wären:

Wo treffen wir uns?
Die meisten Kreise treffen sich reihum in den Wohnungen der beteiligten Familien. Vor allem größere Familienkreise ziehen gelegentlich „neutrale“ Orte wie das Pfarrheim vor; es wäre schade, wenn jemand nicht mitmachen könnte, weil seine Wohnung vermeintlich zu klein oder „nicht standesgemäß“ ist.

Was erwarten wir von den Gastgebern?
Faustregel: möglichst wenig, vor allem keine ausgiebige Bewirtung!

Wie oft und wann treffen wir uns?
Eine gewisse Regelmäßigkeit und feste Termine (z.B.: an jedem ersten Samstag im Monat) haben sich in vielen Gruppen als hilfreich erwiesen. Wichtig ist auch, dass der Abstand zwischen den Treffen nicht zu groß wird; Pausen, etwa in den Sommerferien, lassen sich aber verkraften.

Wie verständigen wir uns, wenn es Probleme mit dem Termin gibt?

Worum soll es im nächsten Treffen gehen?

Bei Themen-Abenden: Wer ist bereit, eine kleine Einführung vorzubereiten?
Zum Beispiel: einen Zeitungsartikel oder andere Info-Materialien dazu zu besorgen?   

Wie viele können mitmachen?
Je nach Größe des Kreises können später weitere Familien hinzukommen. Zu groß darf er aber nicht werden; erfahrungsgemäß würde das persönliche Beziehungen erschweren. Als optimal gelten sechs bis acht Familien – mit Spielraum nach oben und nach unten.

Dann kann’s losgehen!

Sprudelnde Quellen

Manche Themen, die in Familienkreisen anstehen, laufen von selbst, weil jeder sie aus eigener (leidvoller) Erfahrung kennt. Andere wollen gut vorbereitet sein, damit alle informiert mitreden können. Aber woher die Infos nehmen:

  1. Möglichkeit
    Viele Verbände (wie Kolping, die Kath. Arbeitnehmerbewegung KAB, die Kath. Frauengemeinschaft kfd, der Kath. Frauenbund KDFB, die Caritas …) und Einrichtungen (wie Missio, Misereor, Brot für die Welt…) geben Zeitschriften heraus, deren Beiträge sich als Impulsmaterial bestens eignen. Die Adressen finden Sie im Internet.
  2. Möglichkeit
    Suchmaschinen im Internet und die Websites der großen Tages- und Wochenzeitungen lohnen ebenfalls einen Versuch.
  3. Möglichkeit
    Je nach Thema können auch die Hauptamtlichen der Pfarrgemeinde, die örtliche Erziehungsberatungsstelle, Lehrer, das Bürgerbüro… mit einem Quellenhinweis helfen.
  4. Möglichkeit
    Vielleicht kennt auch jemand privat eine Fachfrau oder einen Fachmann, die/der im Idealfall sogar auf ein Glas Wein im Familienkreis hereinschaut.