Familienleben mit vier Kindern

Leicht gestresst und glücklich.

Maria und Siegfried Gmeiner aus der Gemeinde Ulm haben vier Kinder: Ihr Jüngster, Matthias, ist zwei Monate alt. Seine Geschwister Benjamin, Tabea und Simon sind Fünf, sieben und neun Jahre alt. Im Gespräch schildern sie ihren Alltag.

Wie fühlen Sie sich als Großfamilie?

Maria: Im Moment bin ich etwas gestresst. Aber es gibt viele glückliche Momente, in denen wir unser Familienleben genießen. Zum Beispiel am Samstagmorgen, wenn die Kinder zu uns ins Bett kommen und wir he­rumtoben und Blödsinn machen. Oder wenn ich mir bewusst Zeit nehmen kann für ein Kind, mit ihm etwas spielen oder ihm vorlesen kann. Weil Benjamin, Tabea und Simon schon aus dem Gröbsten raus sind, kann ich unser Nesthäkchen Matthias be­sonders genießen. Er strahlt mich schon morgens an, wenn er aufwacht. Alle Belas­tungen sind dann wie weggewischt.

Wie ist das Verhältnis der Geschwister unter­einander?

Maria: Die Großen gehen ganz liebevoll mit Matthias um und schmusen sehr viel mit ihm.

Siegfried: Unsere drei Großen sind vom Al­ter her nah beieinander; das ist für sie sehr schön. Sie wollen noch zusammen in einem Zimmer schlafen. Das ist jeden Abend ein Durcheinander, bis alle im Bett sind …

Maria: Ich habe abends keine Kraft und Ge­duld mehr und bin echt froh, dass Siggi sich dann um die Kinder kümmert, sich mit ih­nen noch lange unterhält und mit ihnen spielt.

Siegfried: Als Berufsschullehrer kann ich oft auch mittags zum Essen nach Hause kom­men. Ich möchte das nicht missen und finde es schade, wenn ich die Kinder einmal nicht miterlebe.

Wie war die Reaktion auf die Geburt Ihres vierten Kindes im Freundes- und Bekannten­kreis?

Maria: Viele haben es eher mit Staunen registriert. Manche Frauen haben auch noch einmal Lust auf ein weiteres Kind bekom­men.

Wie hoch empfinden Sie die Belastung mit vier Kindern?

Maria: Im Moment muss ich mit meinen Aktivitäten kürzer treten. Schon die Vorbe­reitung des Friedensgebetes in unserer Ge­meinde war gerade zu schaffen. Schwierig ist es mit der Schule. Jedes Kind hat einen anderen Stundenplan und muss zu einer anderen Zeit losgeschickt werden, und mittags kommen sie zu ebenso verschiedenen Zeiten nach Hause. Aber ir­gendwie bekommen wir den Alltag geregelt. Angst hätte ich allerdings, wenn jetzt einer von uns krank wird.

Wie meistern Sie den Alltag?

Maria: Den Haushalt im Griff zu halten ist mühsam. Ich muss jeden Tag an der Wäsche arbeiten, um nicht daran zu ersticken. Wenn morgens die Hausarbeit liegen bleibt, komme ich ins Hintertreffen. In der Nach­barschaft habe ich eine gute Freundin mit zwei Kindern. Wir helfen uns gegenseitig am Nachmittag bei der Kinderbetreuung aus. Auch die Schwiegereltern übernehmen die Enkelschar stundenweise. Das ist für mich beruhigend, weil ich wirklich mal um Hilfe bitten kann.

Siegfried: Die Belastung mit den Kindern hat hauptsächlich Maria. Ich habe tagsüber zu Hause allerdings keine Ruhe zum Arbei­ten. Korrekturen muss ich abends erledigen, wenn die Kinder im Bett sind.

Wie bekommen Sie die Termine der Kinder in den Griff?

Maria: Simon singt im Kinderchor und Ben­jamin ist mit Tabea beim Turnen. Das reicht auch. Mehr könnten wir nicht bewältigen, zumal wir kein Auto haben.

Siegfried: Ein Verein und der richtig, das ist wichtig. Simon würde manchmal gerne die Chorprobe ausfallen lassen, aber wir legen Wert darauf, dass er regelmäßig geht. Er kommt dann jedes Mal mit guter Laune zurück.

Wie klappt das ohne Auto?

Maria: Wir wohnen in Ulm ganz günstig, so dass wir mit Bus, Straßenbahn und Fahrrad vorankommen. Mit einem Fahrradanhänger erledigen wir unsere Einkäufe. Für Ausflüge leihen wir uns ab und zu ein Auto aus.

Wie kommen Sie als Großfamilie finanziell über die Runden?

Siegfried: Wir haben da keine großen An­sprüche. Bislang haben wir mit den Kindern zum Beispiel noch keinen Urlaub gemacht.
Aber Maria und ich sind gerne zu Hause und haben das noch nie vermisst.

Maria: Finanziell sind wir abgesichert, weil mein Mann Beamter ist. Aber vielen Fami­lien geht es anders. Um die Familienarbeit politisch und finanziell aufzuwerten, bin ich für ein Erziehungsgehalt. Unsere Gesell­schaft steht und fällt mit der Erziehung der Kinder.

Maria, sind Sie auch gesellschaftspolitisch tätig?

Maria: Nur für Haushalt und Kinder da zu sein, reicht mir nicht. Als Vorsitzende des Ge­samtelternbeirats der Ulmer Kindertagesein­richtungen habe ich eine ehrenamtliche Auf­gabe gefunden, bei der ich viel bewegen kann. Zum Beispiel hat die Stadt aufgrund unseres Protests eine Gebührenerhöhung zurückgezogen.