EPL und KEK – Kommunikationstrainings für Paare
EPL, für junge Paare und KEK, für Paare mit mindestens dreijähriger Beziehungsdauer sind verhaltenstherapeutisch orientierte Paarkurse, die vom Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie, München entwickelt wurden.
• »Der Kurs ist für unsere Partnerschaft sehr wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass wir daran teilgenommen haben und dankbar, dass die Kirche dieses Programm anbietet.«
• »Ich bin sehr erstaunt, dass die Kirche den Paaren diese Lebenshilfe anbietet – nur Lebenshilfe, ohne weitere Absichten. Die hier erfahrene christliche Nächstenliebe multipliziert sich für unsere Ehe und Kinder, Freunde und Bekannte.«
• »Herzlichen Dank allen, die sich für dieses Programm engagieren. Eine hervorragende Idee innerhalb der Kirche!«
Diese und ähnliche Sätze finden sich oft in den Auswertungsbögen, die von den Teilnehmenden am Schluss der Paarkurse ausgefüllt werden. Die Anlage und Struktur der Paarkurse EPL und KEK sind so konsequent auf die Verbesserung der Beziehungsfähigkeit der teilnehmenden Paare hin entwickelt, dass die Kurse selbst ein »Zeugnis ohne Worte« darstellen und oft bei Teilnehmenden Fragen auslösen, wie sie im Apostolischen Schreiben »Evangelii nuntiandi« aufgeführt sind: »Warum sind jene so? … Warum sind sie mit uns?«
Kurzbeschreibung von EPL und KEK
EPL (Ein partnerschaftliches Lernprogramm) für junge Paare und KEK (Konstruktive Ehe und Kommunikation) für Paare mit mindestens dreijähriger Beziehungsdauer sind verhaltenstherapeutisch orientierte Paarkurse, die vom Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie, München entwickelt wurden.
Ziel ist die Verbesserung der Kommunikations- und Problemlösefertigkeiten, damit die teilnehmenden Paare sich besser verständigen und ihre Konflikte, die im Verlauf einer Ehe unweigerlich auftreten, erfolgreicher lösen und so ihre Beziehung befriedigender gestalten können. An einem Kurs können vier Paare teilnehmen, die von zwei speziell ausgebildeten Kursleitenden (meist eine Frau und ein Mann) betreut werden. Im Mittelpunkt steht das Paargespräch mit dem eigenen Partner bzw. der eigenen Partnerin. Die zu Beginn vereinbarten Gesprächs- und Zuhörerregeln werden an paareigenen Themen angewandt, was für die meisten Paare zu unerwartet offenen und annehmenden Gesprächen führt. Zudem erhalten die Paare ein Rüstzeug für ihre Gespräche zu Hause. Die Kursleitenden verstehen sich als Anwälte der Gesprächs- und Zuhörerregeln. Bei den Paargesprächen enthalten sie sich jeder inhaltlichen Stellungnahme.
Beide Paarprogramme wurden wissenschaftlich überprüft, wobei nachgewiesen wurde, dass Paare auch noch nach fünf bzw. drei Jahren von der Teilnahme des Kurses für Ihre Partnerschaft/Ehe so beziehungsfördernd profitieren, dass es sich sogar im Vergleich zur Kontrollgruppe auf eine geringere Scheidungsrate auswirkt.
Inzwischen wird – vor allem EPL – von allen Diözesen Deutschlands (außer der Diözese Erfurt) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AKF)4 veranstaltet. Das EPL-Manual ist in vier Sprachen übersetzt. Die Kurse werden zudem in weiteren zehn Staaten durchgeführt. Es spricht für die Kurse und deren strukturelle
Einbindung, dass sie sich so erfolgreich verbreiten und seit 1988 bzw. 1996 mit derselben Qualität veranstaltet werden können. Im Erzbistum Freiburg z.B. werden jährlich zwischen 40 und 50 Kurse durchgeführt.
Zum christlichen Menschenbild
Bei EPL/KEK wird das christliche Menschenbild nicht thematisiert. Die Struktur der Kirche wird aber von einigen zentralen Aussagen des christlichen Menschenbildes und des christlichen Leitbildes von Ehe in sehr ausgeprägter und konsequenter Weise geprägt, z.B.:
- Verantwortlich für die Gestaltung ihrer Partnerschaft sind die Paare selbst. Die Kursleitenden sind nur Anwälte der Gesprächsregeln, die am Anfang des Kurses vereinbart werden. Sie eröffnen und bewahren einen geschützten Raum für einen gleichwertigen Dialog, der geprägt ist von Offenheit und Interesse füreinander.
- In einer Partnerschaft begegnen sich zwei selbständige und gleichwertige Personen mit jeweils unterschiedlicher Weltsicht. Beide Personen werden mit ihren unterschiedlichen Gefühlen, Gedanken, Vorstellungen, Werten und Normen ernst genommen und wertgeschätzt.
- Jede Person ist für ihr Tun, Denken und Handeln verantwortlich. Jede übernimmt Verantwortung für ihre Gefühle und überlässt die Verantwortung der anderen.
- Zentral für die Beziehung (Partnerschaft, Ehe) ist der offene und annehmende Dialog.
- Unangenehme Gefühle, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gehören zum Miteinander. Entscheidend ist, wie Paare auch im Konflikt miteinander umgehen.
Verbesserung von Kompetenzen, die Frohbotschaft wahr- und aufzunehmen
Von der Zerstreuung – zur Person
Damit heute die Frohbotschaft gehört und angenommen werden kann, sind einige Voraussetzungen erforderlich, die in unserer Lebenskultur nicht einfach gegeben sind. In einer Gesellschaft, die z.B. in einem so überwältigenden Maße Zerstreuung anbietet, ist die Gefahr groß, an der Betrachtung des eigenen Selbst gehindert zu werden und so allmählich den Blick und das Verständnis des eigenen Wesens zu verlieren. Bei EPL /KEK werden die Teilnehmenden in den Paargesprächen motiviert und befähigt, offene Dialoge zu führen. Dabei wird die Fähigkeit geschult, eigene Gefühle, Gedanken, Bilder, Körperreaktionen in ganz bestimmten Situationen wahrzunehmen und ins Wort zu bringen. Viele äußern am Schluss eines Kurses, dass sie sich selbst und ihren Partner/ ihre Partnerin ganz neu kennen gelernt hätten und sie großes Interesse haben, diesen Weg der Achtsamkeit weiterzugehen.
Von der Sprachlosigkeit –
zum Austausch über lebensbegründende Werte
Die Verkündigung des Evangeliums ist unter anderem heute deswegen schwierig, weil im Alltag wenig über Werte und Glaube gesprochen wird. Die Gefahr besteht, dass Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens nur noch in Sondersituationen und in einer Sondersprache thematisiert werden. Bei der sechsten Einheit im EPL-Kurs werden die Paare eingeladen, sich über eine Stunde darüber auszutauschen, was der/m Einzelnen so wichtig (heilig) ist, dass sie/er es auch in der Partnerschaft nicht verlieren möchte. Das Paar wählt dabei die Themen selbst aus. Die Kursleitung bietet Anregungen, indem einige Stichworte angeboten werden, über die das Paar ins Gespräch kommen kann wie z.B. Gott, Glaube, Werte, Taufe, Sonntag, Schöpfung, Unauflöslichkeit der Ehe, Gebet, Christliche Erziehung, Vergebung, gesellschaftliches Engagement. Damit bekommen die Paare wichtige Impulse, ihre lebensprägenden Werte auch über den Kurs hinaus wahrzunehmen und sich über sie auszutauschen. Im EPL-Vorläuferkurs in Amerika »PREP« gab es diese sechste Einheit zum Thema »Glaube, Werte« nicht. Nach den Erfahrungen in Deutschland und der Erkenntnis, dass es heute angesichts der pluralen Gesellschaft für Paare immer wichtiger ist, sich auch über grundlegende Fragen auszutauschen, wurde diese Einheit von Prof. Markman auch in Amerika übernommen.
Vom Verdrängen –
zur Annahme der ganzen Wirklichkeit
Paare sind in Gefahr, in der »Verliebtenphase« die unangenehmen Gefühle, die nicht bereinigten Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zu gering zu achten oder nach einigen Ehejahr(zehnt)en vor lauter Verletzungen, Missverständnissen und vergeblicher Versöhnungsversuche das aus dem Blick zu verlieren, was »man« am Partner/an der Partnerin schätzt und was die Beziehung trägt. Im EPL- und KEK-Kurs bekommen die Paare die Gelegenheit und die Hilfestellungen, über unangenehme Gefühle und Meinungsverschiedenheiten ohne Verletzungen und Vorwürfe miteinander zu sprechen. Dies gibt Motivation, unangenehme Themen so früh zu besprechen, bevor sie eine beziehungsbelastende oder -zerstörende Wirkung haben können. Nicht die Probleme, sondern ihr Umgang sind beziehungsrelevant, wobei deutlich wird, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten eine Chance bieten, sie für anstehende Veränderungen zu nützen. Bei Paaren, die schon lange zusammenleben, kann schnell zur Gewohnheit werden, was am Partner gefällt. Laut zahlreicher Studien kommt es aber für die dauerhafte Stabilität der Ehezufriedenheit darauf an, dass es zwischen den Partnern wesentlich mehr positiven als negativen Austausch gibt. Im KEK-Kurs erhalten die Paare in zwei Einheiten die Gelegenheit, den Blick auf die oft unscheinbaren Zeichen der Wertschätzung zu richten und sich darüber auszutauschen, was am Partner/der Partnerin gefällt und über die Stärken der Beziehung. Die Paare erhalten dadurch Impulse, ihre ganze Paar-Wirklichkeit mit neuer Sensibilität wahrzunehmen.
EPL/ KEK – auf Ergänzung angewiesen
EPL/KEK leistet schon von seiner Anlage und Struktur ein Zeugnis des Lebens (»Evangelii nuntiandi«). »Toll, dass die Kirche so ›selbstlos‹ Lebenshilfe anbietet.«
Als Ziel der Evangelisierung nennt »Evangelii nuntiandi« »die innere Umwandlung ›Seht, ich mache alles neu!‹«. »Für die Kirche geht es … darum, dass durch die Kraft des Evangeliums die Urteilskriterien, die bestimmenden Werte, die Interessenspunkte, die Denkgewohnheiten, die Quellen der Inspiration und die Lebensmodelle der Menschheit, … umgewandelt werden.«
Im EPL/KEK-Kurs konkretisieren die teilnehmenden Paare ihre gewollten Haltungen wie die gegenseitige Achtung, das gegenseitige Interesse, ihre Liebe sehr konsequent auf das gemeinsame Gespräch hin. Die Paare bekommen dadurch viele Impulse, ihre ganze Partnerschaft/Ehe mit den von ihnen selbst erwünschten lebensfördernden Werten und Haltungen zu durchdringen. EPL/KEK beschränkt sich auf das »Zeugnis des Lebens« und ist von daher auf die Ergänzung von anderen Paarkursen angewiesen, die das »Wort des Lebens« in den Mittelpunkt stellen.
Die meisten Familienreferate in den Seelsorgeämtern oder Ordinarien der Bistümer Deutschlands bieten dazu eine Fülle von Kursen und Seminaren an
(Info: www.akf-bonn.de).
Rudolf Mazzola