Wir feiern heute ein Fest ... - Herausforderung Familienfest
Die Feier der Kommunion gestaltet sich nach Trennung und Scheidung häufig schwierig.
Am Ende der Kommunionvorbereitung steht ein Fest — das Fest des Weißen Sonntags. Nicht nur in der Gemeinde wird dieses Fest im Gottesdienst feierlich gestaltet, auch in der Familie macht man sich Gedanken, wie dieser Tag gut gelingen kann. Es werden Gäste eingeladen, die Großeltern, Onkel, Tanten und Freunde des Kindes: Menschen, mit denen man sich verbunden weiß. Es wird überlegt, in welchem Rahmen das Fest stattfinden soll, was zu Mittag gegessen wird und wer welchen Lieblingskuchen backt. Und nicht zuletzt bereitet der einen oder dem anderen auch die festliche Garderobe Kopfzerbrechen — schließlich möchte man durch die Kleidung auch Abstand zur Routine des Alltags nehmen.
Hinter all diesen Vorbereitungen auf ein schönes Fest steckt die Sehnsucht des Menschen nach einem gelungenen, heilen Leben.
Die Realität sieht häufig ganz anders aus: In vielen Familien gibt es Brüche, die in der Zeit vor einem Fest stärker wahrgenommen und als schmerzlich erlebt werden. Konflikte, die Jahre zurückliegen, brechen auf und beschäftigen die Beteiligten. Spannungen zwischen einzelnen Familienmitgliedern treten in der Vorbereitung auf das Fest häufiger auf.
Neben vielen Ursachen kann auch die Trennung und Scheidung der Eltern Erinnerungen an alte Verletzungen aufwerfen. In der Regel möchten Kinder„ihr” Fest mit beiden Elternteilen feiern, und es ist sicherlich eine beglückende Erfahrung, wenn das gelingt. Das setzt allerdings voraus, das die Kommunikation mit dem ehemaligen Partner/ der ehemaligen Partnerin gut funktioniert und man sich über Angelegenheiten, die das gemeinsame Kind betreffen, einigen und absprechen kann. Damit das möglich ist, haben Vater und Mutter die Elternebene ganz klar von ihrer ehemaligen Partnerebene getrennt und Kränkungen, die sie sich seinerzeit auf der Partnerebene zufügten, ein Stück weit aufgearbeitet. Das Kind kann im Mittelpunkt stehen und beide Elternteile bemühen sich, ihm ein schönes Fest zu gestalten.
Häufig ist eine gemeinsame Verständigung allerdings nicht möglich. Zu stark sind die Gefühle, die sich die Eltern entgegenbringen: Wut und Hass über die zerbrochene Beziehung, Enttäuschung über eine gescheiterte Lebensplanung, Ärger, weitgehend alleine für das gemeinsame Kind verantwortlich zu sein. Solche Emotionen können nicht, nur weil der Weiße Sonntag ansteht, unterdrückt oder negiert werden. Stattdessen könnten Alternativen überlegt werden, wie der Wunsch des Kindes, mit beiden Elternteilen zu feiern, erfüllt werden könnte. So könnte zum Beispiel das Kommunionkind verschiedene Teile des Festes mit unterschiedlichen Personen feiern: Mittag gegessen wird mit dem einen Elternteil (und dessen Verwandtschaft), das Nachmittagsprogramm (oder abends) wird mit dem getrennt lebenden Elternteil verbracht. Eine andere Möglichkeit wäre es für das Kind, den Sonntag im Kreis der Familie zu verbringen, in dem es lebt und mit dem getrennt lebenden Elternteil am nächsten Tag, der ja in der Regel schulfrei ist, nochmals zu feiern.
Für die Pastoral bedeutet das, Eltern in ihrer Situation ernst zu nehmen, keine Idealvorstellungen weiterzugeben, wie eine Fest zu feiern ist, sondern im Verstehen und in der Suche nach neuen Formen des Feierns Familien zu entlasten. Vielleicht bietet es sich auch an, in einem Gespräch am Elternabend, beim Familienwochenende oder bei einem Einzelkontakt das Thema aufzugreifen.
Edith Lauble