Mama, was ist Pfingsten?
Familien feiern Kirchenjahr«: Beim Basteln, Kochen und Spielen entdecken Eltern und Kinder gemeinsam nicht nur die Rituale, sondern auch die Lebensbedeutung der Feste.
Den Glauben neu zur Sprache bringen
Da saßen wir also im trauten Familienkreis beieinander, um den Feiertag zu begehen: Oma und Opa, Papa und Mama, Bruder und Schwägerin und natürlich die in unseren beiden Familien recht zahlreiche Kinderschar. Alle, wie man so sagt, gut katholisch sozialisiert und in den jeweiligen Pfarrgemeinden engagiert. Und dann erzählt die Schwägerin von der Frage ihrer 14-jährigen Tochter, die sie kurzzeitig sprachlos gemacht hat: »Was feiern wir eigentlich an Pfingsten? « Nach kurzem Stocken, schildert sie, sei es ihr eingefallen: Geistsendung, Kirchengründung und so weiter. Aber genau dieses Stocken hat sie stutzig gemacht. Wie sicher sind wir denn in unserem Glauben? Welche Lebensrelevanz haben die christlichen Feste noch für uns, wenn ihr Sinn und Inhalt nicht sofort präsent ist, sozusagen von aktueller Bedeutung fürs Hier und Jetzt?
Eine Umfrage unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Dezember 2002 zeigte, dass beinahe 40 % von ihnen den ursprünglichen Anlass des Weihnachtsfestes nicht mehr kennen. Die Ferien wurden als Grund genannt, dass das Jahresende bevorsteht, dass die Oma zu Besuch kommt oder dass die Läden zum Jahresende noch etwas verkaufen möchten.
Miteinander glauben in der Familie
Beide Beobachtungen zeigen: Es scheint höchste Zeit, die Hoffnung gebende und Mut machende Botschaft von der Anwesenheit Gottes in dieser Welt neu zur Sprache zu bringen. Das Projekt »Familien feiern Kirchenjahr« will dabei helfen. »Familien feiern Kirchenjahr« ist ein Projekt für große und kleine Menschen,
• die gerne gemeinsam mit anderen Feste feiern,
• die es stört, dass der Osterhase schon ab Aschermittwoch durch die Fastenzeit hoppelt,
• die dem Sinn christlicher Feste auf die Spur kommen möchten.
Projekt des Erzbistums Köln
Das Projekt entstand im Erzbistum Köln und wurde 2004 zum 5. Mal angeboten. Familien, die durch Plakate oder Handzettel auf dieses Angebot der Abteilung Gemeindepastoral aufmerksam werden, suchen sich eine bis zwei Partnerfamilien, mit denen gemeinsam sie einige Feste des Kirchenjahres feiern möchten – zu Hause, in der eigenen Küche oder dem eigenen Wohnzimmer, mit Basteln und Kochen, Erzählen, Spielen und Singen. Wie oft sich diese Familiengruppen treffen, dass hängt vom Interesse und Engagement der Beteiligten ab.
Materialmappen
Nach der Anmeldung zum Projektjahr erhalten die »Kontaktfamilien« jeweils drei Wochen im Voraus Materialmappen zu 23 Festen des christlichen Jahreskreises. Sie bieten vielfältiges Material rund ums Fest: vor allem Gestaltungsvorschläge zum gemeinsamen Feiern, dazu Informationen zur Herkunft des Festes, Anmerkungen zu seiner Bedeutung für Familien und Kinder, Bastelvorschläge, Lieder, Gebete, Kochrezepte, Geschichten… Die Vorschläge zur Gestaltung setzen bei dem an, was Eltern mit kleineren Kindern ohnehin vertraut ist; so fällt es nicht schwer, sich den Fest-Inhalten zu öffnen. Durch das gemeinsame Tun entstehen Rituale, die helfen, den Alltag und den Festtag von innen heraus neu zu erleben und in den christlichen Festen ist die Kraft und Energie spendende Nähe Gottes zu entdecken. Darin liegt der eigentliche Sinn des Projektes. Manche Feste müssen dazu vielleicht vom Staub der Jahrhunderte befreit werden, um die inneliegenden Kraftquellen wieder zu entdecken. Sie sind keine harmlosen Unterbrechungen des Alltags, keine verzweckte »Atempause«, damit es nachher im Alltag unverändert weitergehen kann. Christliches Feiern will Menschen an das Miteinander glauben in der Familie erinnern, was für ein ausgefülltes, sinnvolles Leben unerlässlich ist. Die Begleittexte zu den Materialheften fragen deswegen nicht nur nach der Herkunft der Feste, sondern auch nach deren Lebensbedeutung. Sie bringen auf spielerische Weise in Erinnerung, wie Gott das Leben der Menschen (vielleicht) deutet: auf ihn ausgerichtet, frei, schöpferisch, bauend am und lebend im Reich Gottes.
Familienrituale
Eine Umfrage nach Ende des Projektjahres 2000 ergab: Die meisten Kreise, die sich rückmeldeten, hatten fünf oder sechs Treffen durchgeführt. Einige Material-Bezieher beschränkten sich darauf, die Informationen zu lesen, aber dies, so schreiben sie, mit Gewinn für das eigene Erleben und Verständnis. Und eine Umfrage unter den Familienkreisen, die in den »Entwicklungsjahren« 1993/94 fast alle Feste mit Hilfe der Materialmappen gestaltet hatten, zeigte: Es entstehen Familienrituale, die auch Jahre später noch gerne weitergeführt werden.
Efi Goebel
Im Internet finden Sie unter www.familien234.de die Homepage der Erzdiözese Köln »Ein Jahreskreis voll Leben« mit zahlreichen Impulsen und Informationen für die Feier des Kirchenjahres in der Familie.
Weitere Informationen und Materialien zum Thema bietet die
Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e.V. (AKF)
Mainzer Straße 47
53179 Bonn
www.akf-bonn.de